Via Christian Rollinger:

 

Von: "HSK (Thomas Meyer)" <hsk.mail@geschichte.hu-berlin.de>
Betreff: CFP: Jansenistische Netzwerke: Maezene, Uebersetzer und Verleger im Alten Reich (1641-1790) - Muenchen 10/18
Datum: 21. September 2017 um 17:35:00 MESZ
An: Christian Rollinger <christianrollinger@me.com>
Antwort an: hsk.redaktion@geschichte.hu-berlin.de

From:    Christoph Schmitt-Maaß <cschmittmaass@gmail.com>
Date:    20.09.2017
Subject: CFP: Jansenistische Netzwerke: Mäzene, Übersetzer und
        Verleger im Alten Reich (1641-1790) - München 10/18
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Prof. Dr. Friedrich Vollhardt; PD Dr. Christoph Schmitt-Maaß
21.10.2018-23.10.2018, München
Deadline: 16.10.2017

Das Problem von göttlicher Gnade einerseits und menschlicher Freiheit
andererseits hat seit der Kontroverse des hl. Augustinus von Hippo mit
den Pelagianern immer wieder Anlass zu heftigen theologischen
Streitigkeiten gegeben. In der Mitte des 17. Jahrhundert rückte ins
Zentrum des damaligen nachreformatorischen Gnadenstreites
bezeichnenderweise ein dreibändiges Werk mit dem Titel "Augustinus".
Dessen Verfasser, der Löwener Theologe und spätere Bischof von Ypern,
Cornelius Jansenius, wurde zum Namensgeber einer Bewegung, die nicht nur
theologische, sondern auch enorme (kirchen-)politische Brisanz barg. Im
Anschluss an die Positionen von Jansenius formierten sich in zwei Wellen
in der Mitte des 17. und nochmals am Beginn des 18. Jahrhunderts seine
Anhänger, die als 'Jansenisten' bezeichnet und der Häresie bezichtigt
wurden.

In den vergangenen Jahren ist der Jansenismus wiederholt in den
Interessenfokus der Forschung gerückt, motiviert v.a. durch die
Erforschung frömmigkeitlicher Praktiken. Während die Forschungslage für
Flandern, Frankreich und Italien seit Beginn der
konfessionsgeschichtlichen Forschung vergleichsweise gut ist, wird der
Jansenismus im deutschsprachigen Raum erst seit den 1970er Jahren
genauer erforscht, doch hat sich erst in jüngster Zeit die theologische
Forschung intensiviert. Dabei ist aus dem Blick geraten, dass der
Jansenismus seit dem 17. Jahrhundert auch im deutschsprachigen Raum
zahlreiche Fürsprecher und Förderer hatte. Im Sinne der
materialitätsgeschichtlich fundierten Netzwerk- und
Kommunikationsforschung fragt unser Kolloquium nach den Akteuren, die
den Jansenismus im Alten und Habsburger-Reich zwischen 1641 und 1790
förderten - sei es im Sinne der adligen Patronage (Mäzenatentum), sei es
durch Übersetzung oder durch Druck und Vertrieb jansenistischen
Schrifttums. Sichtbar werden soll durch einen solchen Zugang das
konkrete Interesse am Jansenismus, aber auch die Instrumentalisierung
des Jansenismus für unterschiedliche -  durchaus divergierende - Zwecke.
Zur Analyse bieten sich einerseits Ansätze der neueren Studien zur
Materiellen Kultur, andererseits die klassische Buch- und
Lesergeschichte, Sozietätsgeschichte, Netzwerkforschung und
Rezeptionsforschung an. Aufschluss möchten wir außerdem erlangen über
die Frage, wie der Jansenismus zum Prozess der Aufklärung  einzuordnen
ist - hat er ihn begleitet, mitgestaltet, oder im Gegenteil: stellt er
eine Alternative, einen 'dritten Weg', dar?

Für einen halbstündigen Vortrag erbitten wir Vorschläge im Umfang von
max. 300 Wörtern (Deutsch oder Englisch) nebst Angaben zu Lebenslauf und
akademischer Assoziation bis 16. Oktober 2017. Ein Antrag auf
Tagungsfinanzierung zur Übernahme von Reise- und Aufenthaltskosten wird
gestellt.

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Christoph Schmitt-Maaß

Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Deutsche
Philologie, Schellingstraße 3,
80799 München

cschmittmaass@gmail.com