Kreise – Bünde – Intellektuellen-Netzwerke
< zurück5 / 5014 Einträgevorwärts >OrtDresdenVeranstaltungsortSächsische Landeszentrale für Politische Bildung Schützenhofstraße 36 01129 Dresden Veranstalter Professur für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte, Technische Universität Dresden; Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, DresdenDatum 27.03.2015 - 28.03.2015Bewerbungsschluss23.03.2015 Von Michael Schäfer
Kreise – Bünde – Intellektuellen-Netzwerke. Formen bürgerlicher Vergesellschaftung und politischer Kommunikation 1890-1960.
„Kreise“, „Bünde“ und „Intellektuellen-Netzwerke“ gelten als Formen bürgerlicher Vergesellschaftung und Träger politischer Kommunikation, die ihre Blütezeit in Deutschland zwischen dem späteren Kaiserreich und der frühen Bundesrepublik erlebten. Solche meist informellen Zusammenschlüsse rekrutierten sich vornehmlich aus bildungsbürgerlichen Milieus, sammelten sich nicht selten um eine charismatische Führungsfigur und verschrieben sich ethisch-moralischen, ästhetisch-künstlerischen, bildungs- und kulturpolitischen oder gesellschafts- und lebensreformerischen Zielen und Programmen. Die Tagung dient dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch dienen zwischen Historikern, Literatur- und anderen Kulturwissenschaftlern, richtet sich darüber hinaus aber auch an breiteres, politisch und kulturell interessiertes Publikum.
Als Diskussionsthemen bieten sich an:
(1.) Wie lassen sich Kreise/Bünde/Netzwerke sinnvoll typologisieren?
(2.) Stehen „Kreise“ und „Bünde“ nur für eine folgenreiche Abwendung der Gebildeten von bürgerlich-zivilen Prinzipien der Assoziation und ihre Hinwendung zu geschlossenen, elitären, antidemokratischen und antiliberalen Formen politischer Kommunikation? Oder stellen sie durchaus legitime Formen pluraler Meinungs- und Willensbildung dar?
(3.) Gab es gemeinsame inhaltliche Zielrichtungen? Ging es – auf die ein oder andere Weise – um die Überwindung einer durch die Moderne ausgelösten „Kulturkrise“? Oder wurden über Kreise, Bünde, Intellektuellen-Netzwerke ganz unterschiedliche Anliegen und Ziele transportiert wurden?
(4). Schufen solche eher informelle Formen der Assoziation wie Kreis/Bund/Netzwerk unter den Bedingungen der NS-Diktatur nicht auch Freiräume und Nischen, in denen offene Diskussion, Dissidenz und Widerstand möglich wurden?
(5.) Lösten sich die Kreise und Bünde des ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nach 1933 größtenteils auf oder gab es eine Kontinuität der Assoziationsformen, Ideen und personellen Gruppieren über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinweg?
Es wird eine kleine Teilnahmegebühr von 10 Euro für beide Tage und 5 Euro für einen Tag erhoben. Für Schüler und Studenten ist die Teilnahme kostenlos.
Anmeldung bis zum 23. 3. 2015 bei Frau Anke Nagel (Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung): anke.nagel@slpb.smk.sachsen.de; Tel. 0351 - 853 18 13
Programm
Freitag, 27. März 2015
Begrüßung / Einführung
(9.30 – 10.00 h)
Sektion I: Kreisbildungen: Formen, Strukturen und Modelle bürgerlicher Assoziation im 20. Jahrhundert
(10.00 h – 12.30 h)
Knut Martin Stünkel: Formular und Pfingsten. Jürgen Freses Soziologie der Intellektuellen-Assoziationen dargestellt am Patmos-Kreis (1919-1921)
Gabriele Guerra: Gemeinschaft, Bund oder Kreis? Walter Benjamin liest Stefan George
Andrè Postert: Klubs gegen Parteien. Ein konservatives Modell in der Zwischenkriegzeit
Mittagessen
12.30 h – 14.00 h
Sektion II: Bünde und Kreise als Medien kulturkritischer, lebensreformerischer und weltanschaulicher Diskurse
14.00 h – 17.30 h
Michael Schäfer: Eucken-Kreis und Euckenbund
D. Timothy Goering: Das intellektuelle Netzwerk der Dialektischen Theologie
Kaffeepause
15.30 h – 16.00 h
Eva Locher/Stefan Rindlisbacher: „Innere Verwandtschaft braucht keine Organisation“ - der „Schweizer Lichtbund“ von den 1920er bis zu den 1960er Jahren
Andreas Huber: Akademiker-Netzwerke in Wien und die politischen Brüche 1933-1945
Samstag, 28. März 2015
Sektion III: Netzwerke demokratischer Reform?
9.00 h – 12.30 h
Ursula Krey: Friedrich Naumann und seine „freiwillige Gefolgschaft“. Ein zivilgesellschaftliches und politisches Netzwerk auf religiöser Basis mit langfristigen Auswirkungen (1890-1960)
Christopher König: Die „Vereinigung der Freunde der Christlichen Welt“: Religiöse Konstellationen und politische Entwürfe in einem kulturprotestantischen Netzwerk zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik
Kaffeepause
10.30 h – 11.00 h
Justus H. Ulbricht: “Sozialismus im weitesten Sinne heißt: Verpflichtet sein!” Der “Leuchtenburg-Kreis” in Sachsen als Diskussions- und Experimentierfeld demokratischen Engagements
Hagen Stöckmann: Der Staatsbürger in Uniform, der aus dem Platon-Archiv kam. Georg Picht und Debatten über Staatsnähe, Innere Führung und Erziehung zur Freiheit seit 1949
Kontakt
Frank-Michael Kuhlemann
Professur für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte TU Dresden
0351 - 463-35806
claudia.mueller@tu-dresden.de